Ausstellungen
Eröffnungsrede
Liebe Kinder, liebe Eltern, liebe Gäste,
ich begrüße Sie sehr herzlich zur Ausstellung unter dem Motto „Moderne Junge Kunst II“, eine Folgeausstellung von aktuellen Arbeiten aus den Juniorenklassen I + II der wfk. Zugleich feiern wir den 35. Geburtstag der Wiesbadener Freien Kunstschule, wobei die eigentliche Jubiläumsausstellung im Frühjahr nächsten Jahres geplant ist. Außerdem weihen wir heute offiziell unsere neuen Räume ein, die wir in diesem Jahr bezogen haben.
Heute stehen nun die Kinder im Rampenlicht, wir zeigen eine kleine Auswahl aus den Ergebnissen der Juniorenklassen, die dieses Jahr zustande kamen. Ich darf darauf aufmerksam machen, dass sich die Ausstellung über 2 Etagen erstreckt.
Die Juniorenklassen der wfk bilden eine einzigartige Mischung aus spontaner und bildnerisch forschender Arbeit. Kinder stehen noch in einem unmittelbaren Bezug zu Farbe und Form. Sie leben und wirken mit den bildnerischen Mitteln, Farbe und Form sind für sie bildsprachliche Instrumente. Erwachsene müssen erst eine Strategie entwickeln, um eine lebendige Beziehung zu und klangvoll zwischen Bildelementen aufzubauen, Kinder dagegen handeln direkt und unmittelbar, oft mit erstaunlichen Ergebnissen.
Diese Unmittelbarkeit und Ungezwungenheit ist es, das Erwachsene an Kinderbildern so reizt. Sie würden gerne auch wieder so malen können wie die Kinder. Das höre ich sehr häufig, und deswegen stelle ich auch so gerne Arbeiten von Kindern und Jugendlichen aus. Nicht nur, um den Kindern einen Gefallen zu tun, sondern um die Erwachsenen an ihre in ihnen schlummernden Schöpfungsquellen zu erinnern, die es für eine authentische Malerei zu kultivieren gilt. Der Künstler also als das methodisch kontrollierte Kind, indem der Erwachsene den Nachteil der rationalen Überformung mit einhergehender Verödung in den Vorteil der systematischen Kontrolle zugunsten eines lebendigen Eindrucks ummünzt, was trainiert werden will und für einige sogar schmerzhaft anmutet...
Auch die Begeisterung für eine Sache ist den Kindern noch eigen, und wie selbstvergessen vertiefen sie sich in ihre Malerei. Sie sehen die Aufgabenstellungen nicht als Zwang oder Maßregelung, sondern als kreative Herausforderung – die Gemüter geraten in Wallung und die Vorfreude auf das zu erreichende Ziel ist groß – doch jeder auf seine Weise, es geht ja gerade um die individuelle Umgangsart mit Motiven, Farben und Formen. Das wird dann immer ein lustiger, zum Teil wilder, aber auch sehr konzentrierter Haufen, der oft in derselben Unterrichtsstunde das Werk vollendet.
Dann gibt es aber auch prüfende, abwägende, vor Phantasie strotzende Gesellen, die vor Enthusiasmus fast explodieren. Dabei entstehen phantasiereich kalkulierte, minutiös, aber malerisch ausgearbeitete Werke, die figurativ, farblich und kompositorisch ein ganz besonderes Niveau erreichen. Nicht zu vergessen die Comics und Kalender, die oben im „Aquarium“ ausliegen. In ihnen wird über Seiten hinweg in detaillierter zeichnerischer Kleinarbeit eine unfassbare tierische Story illustriert.
Ich bin der festen Überzeugung, dass die musische Förderung von Kindern ein zentrales Gut einer Gesellschaft ist. Auch in der Philosophie und Erkenntnistheorie steht die Ästhetik an erster Stelle, durch die der Mensch überhaupt erst zum Menschen wird, da sie das Medium ist, durch das Bildung entsteht. Wir erleben es immer wieder, wenn wir in eine ästhetische Krise geraten, also nicht mehr wissen, was wir machen sollen, dann werden wir zum Kind, das gezwungen ist, Neugierde zu entwickeln und das Neue dingfest zu machen. Das Kind ist zur Neugierde und schließlich zur Schöpfung gezwungen, der Erwachsene ist nur noch selten Kind und lässt auch nur noch selten Neues an sich heran.
Die Kunst schlägt eine Brücke zwischen beidem: Sie bedient sich einer kindlichen Strategie, die das feste Mauerwerk der Gewohnheit zerbricht und neue Wahrnehmungen suggeriert.
Ich hoffe, Ihnen ist der Wert des kindlichen Gemüts auch in Ihrem Alltag bewusst, eine solche Ausstellung könnte Sie bei diesem Erkenntnisprozess unterstützen, daher wünsche ich Ihnen einen fruchtbringenden Rundgang.
Nachdem unsere Kinder sich hier vorne versammelt und ihren tosenden Applaus abgeholt haben werden, wird die Band Kaylou in heute kleiner Besetzung ihr musikalisches Können zum Besten geben. Kaylou besteht eigentlich aus 5 Musikern, gemeinsam tourten sie bereits mit namhaften Bands der Rock- und Pop-Musik durch Deutschland. Verlassen Sie sich auf die geniale Stimme von Kristina, die als gebürtige Dänin vor einigen Jahren zu uns nach Deutschland gekommen ist. Ein deutscher Musikproduzent entdeckte sie während des Urlaubs, als sie mit ihrer Stimme und ihrer Performance einen Campingplatz unsicher machte.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und viel Spaß! Vielen Dank vor allem an Euch Kinder!
Michael Becker / Schulleitung